Vom Career Center der Urbanen Zukunft Ruhr ins große Rampenlicht: Supertalent-Gewinner Jayden Swingewood spricht über seinen Erfolg

Juni 2, 2025 | Bildung

Auf dem Talentfest der Urbanen Zukunft Ruhr bereicherte der Hochfelder Sänger Jayden Swingewood (links) zwei Jahre in Folge das musikalische Bühnenprogramm, erhielt im Career Center unseres Leitprojekts Berufsberatung und weitere Tipps für seine Zukunft. Dann gewann er die RTL-Show „Das Supertalent 2025“. Wie es nun für den jungen Duisburger weitergeht und welche Bedeutung seine Heimat für ihn hat, erzählte er UZR-Geschäftsführer Ibrahim Yetim (rechts). Fotocredit: UZR.

Duisburg. Die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen, der Blick wach, die Worte überlegt: Jayden Swingewood wirkt nicht wie ein Junge, der gerade von Millionen gefeiert wurde. In den Räumen des Career Centers am Mercator-Gymnasium in Hochfeld nimmt der 17-Jährige auf einem der Sessel Platz, die eher an ein Wohnzimmer erinnern als an eine Karriereberatung. Neben ihm: Ibrahim Yetim, einer der beiden Geschäftsführer der Urbanen Zukunft Ruhr. Und Jayden erzählt. Von seinem Leben, seinen Träumen – und warum ihm das hier wichtiger ist als ein Fernsehstudio.

 

„Ich wollte wegen Bruce hin, nicht wegen Dieter“

Der Duisburger ist der frisch gekürte Sieger von Das Supertalent 2025. Mit seiner emotionalen Interpretation von Justin Biebers „Lonely“ überzeugte er Jury und Publikum. „Von Dieter hab´ich ehrlich gesagt gar nicht so viel mitbekommen“, sagt Jayden und lacht. „Ich bin wegen Bruce gekommen.“ Besonders fasziniert habe ihn dessen Haltung, sein Respekt, seine Energie. Dieters Frage, warum er sich nicht lieber bei DSDS beworben habe, beantwortete Jayden noch in der Show mit einem schlichten: „Wegen Bruce.“

Einen besonderen Moment erlebte er aber mit einem anderen: Tony Bauer, ebenfalls Duisburger und als Comedian längst auf allen Bühnen erfolgreich. „Toni ist aus Marxloh, ich aus Hochfeld. Wir wissen beide, wie es ist, wenn Leute dich und deinen Stadtteil unterschätzen.“

 

„Man bleibt nicht lange ein Star“

Jayden wirkt im Gespräch erstaunlich nüchtern für jemanden, der gerade einen Plattenvertrag mit Universal unterschrieben hat. „Ich muss jetzt mit Managern, Anwälten und Medienprofis klarkommen: Das ist krass.“ Was ihn aber viel mehr beschäftigt: Wie es nach dem Rummel weitergeht. „Ich will keinen Hype. Wenn’s mit der Musik nicht klappt, will ich ein zweites Standbein.“

Sein Plan: Den Realschulabschluss schaffen und dann vielleicht KFZ-Mechatroniker bei den Verkehrsbetrieben Duisburg. „An Bussen rumschrauben. Oder zur Feuerwehr. Etwas Handfestes.“ Hier kommt das Career Center ins Spiel. „Die helfen einem wirklich. Die sagen dir nicht nur, was du machen sollst – die hören erstmal zu.“

 

Freunde, Ordnung und ein Döner auf der Wanheimer

Trotz medialem Wirbel bleibt Jayden verwurzelt – in seiner Familie, bei seinen Freunden, in Hochfeld. „Ich habe gelernt, dass man sich selbst schützt, wenn man auf dem Boden bleibt.“ Über Nacht sei er bekannt geworden – aber nicht jeder geht gut mit dem Erfolg um. „Manche Freunde wenden sich ab, andere denken, du hättest dich verändert. Man darf sich nicht losreißen, auch nicht wegen eingebildetem Neid.“

Jayden Swingewood ist sichtbar dankbar für die Unterstützung, die ihm unter anderem durch unser Leitprojekt zuteil wurde: „Man kann es schaffen, auch aus Hochfeld.“

Sein Stadtteil ist ihm wichtig: „Ich lebe hier seit 16 Jahren. Hochfeld hat Kriminalität, Unordnung, Armut. Aber es hat auch das beste Essen. Wenn Döner, dann aus Hochfeld. Jayden wünscht sich mehr Ordnung, mehr Chancen für alle. „Man kann es schaffen, auch aus Hochfeld. Oder aus Marxloh. Tony Bauer hat’s vorgemacht. Ich versuch’s auch.“

Musikalisch schwärmt Jayden von Shawn Mendes und von Nina Chuba: „Ihre Texte, ihre Stimme – das ist einzigartig. Sie ist echt. Und man erkennt sich wieder.“

Seine schulischen Leistungen? „Sind besser geworden. Ich melde mich jetzt öfter“, sagt er und grinst.

 

Ein Appell für mehr Unterstützung – und echte Perspektiven

Für Nils-Christoph Ebsen von der Urbanen Zukunft Ruhr ist Jayden ein Beispiel, warum das Career Center gebraucht wird: „Solche Talente gibt es viele, aber nicht alle haben Unterstützung. Genau das wollen wir ändern.“

Jayden selbst findet klare Worte: „Wenn du nicht weißt, was du machen willst, wenn alles unsicher ist, dann geh ins Career Center. Da sind Leute, die dich nicht bewerten, sondern begleiten.“

 

Hintergrund: Career Center an zwei Schulen

Das Career Center ist ein Pilotprojekt der Urbanen Zukunft Ruhr und wird an der Globus-Gesamtschule sowie am Mercator-Gymnasium umgesetzt. Gefördert wird es von der Sparkassenstiftung Duisburg, der Ruhrstiftung und der Edeka Rhein-Ruhr-Zukunftsstiftung. Ziel: Berufs- und Studienorientierung auf Augenhöhe – besonders an Schulen mit hohem Unterstützungsbedarf. Der Ansprechpartner vor Ort ist Christian Peißer: peisser@uzr.ruhr.